Die Turmbekrönung beweist, dass die Sanierung des bedeutsamen Baudenkmals mitten im Welterbe gelingt
Selbst für gestandene Politiker war das ein außergewöhnlicher Termin: 33 Meter über der Erde verfolgten Oberbürgermeister Andreas Starke, MdB Andreas Schwarz und Regierungspräsident Florian Luderschmid auf dem Baugerüst, wie der goldene Wetterhahn auf die Turmspitze von Schloss Geyerswörth gesetzt wurde.
Einer der Geburtsväter des Projekts ist MdB Andreas Schwarz, der eine „Goldader für die Stadt“ darstelle (Starke), weil er schon viele Förder-Millionen für Bamberg organisiert hat. Der Bundestagsabgeordnete erinnert sich: „Den Startschuss für das Projekt haben wir im Haushaltsausschuss 2016 gelegt, als wir 7,15 Millionen Euro als Anschubfinanzierung bewilligt haben. Das hat andere Geldgeber bewogen, auch einen Beitrag zu leisten.“ So wird die Stadt Bamberg jetzt bei der Finanzierung durch den Zuschuss der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (Entschädigungsfonds Bayern), von der Regierung von Oberfranken (Städtebauförderung), von der Oberfrankenstiftung und von der Bayerischen Landesstiftung unterstützt. Bei der Stadt verbleibt somit ein Eigenanteil von rund einem Drittel der Kosten.
Die Baumaßnahme „Generalsanierung des Rathauses Schloss Geyerswörth“ liegt im Herzen des UNESCO-Welterbes in direkter Nachbarschaft zum bekannten Brückenrathaus. Prominent auf einer Inselspitze zwischen den beiden Regnitzarmen liegend ist es unter den Augen der Öffentlichkeit ein herausforderndes Projekt der Stadt. Umso mehr freut es uns, dass die Baustelle trotz der in der Bauwirtschaft herrschenden Erschwernisse voranschreitet. In den kommenden Monaten sollen die Straßenfassaden fertiggestellt und abgerüstet werden. Zuvor aber werden die Arbeiten an den Hauptdächern abgeschlossen. Ein weiteres sichtbares Zeichen dafür ist die goldene Bekrönung des mit Schiefer gedeckten Turmes inmitten derSchlossanlage.
Hier einige Impressionen von der Veranstalltung
Schloss
Das ursprünglich im Jahr 1313 errichtete Stadtpalais der Patrizierfamilie Geyer aus Nürnberg wurde im Auftrag des Bamberger Fürstbischofs Ernst von Mengersdorf umgebaut. Als Stadtschloss in seiner heutigen Form wurde es 1588/1589 fertiggestellt. Seit 1914 befindet sich das Gebäude im Eigentum der Stadt Bamberg und wurde von ihr als Verwaltungsstandort genutzt. Mit dem Renaissancesaal beheimatet Schloss Geyerswörth einen der wichtigsten repräsentativen Räume der Stadt.
Seit Juli 2019 läuft die Generalsanierung des Gebäudes, die trotz einiger unvorhersehbarer Hemmnisse (Corona-Panedmie, Ukraine-Krieg, schlechter Zustand des Gebäudes) gut vorangeschritten ist. Es werden Instandsetzungsarbeiten der Dachstühle und Dächer, Rückbau- und Umbauarbeiten im Innenbereich sowie die Sanierung der Decken und Fassaden vorgenommen. Die gebäudetechnische Installation wird komplett erneuert, um eine deutliche Verbesserung der Nutzungsbedingungen zu erzielen.
Brandschutzanforderungen und Barrierefreiheit werden gemäß der aktuellen Richtlinien umgesetzt. Es werden neben Verwaltungs- und Beratungsräumen mit knapp 50 Arbeitsplätzen und weiteren 20 im angrenzenden Barockflügel auch Bereiche für öffentliche Veranstaltungen entstehen.
Für die Maßnahme werden Kosten von 22,9 Millionen Euro bis zur voraussichtlichen Fertigstellung im Dezember 2025 prognostiziert, von denen die Stadt Bamberg rund ein Drittel trägt. Die übrige Finanzierung läuft über Fördermittel vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, von der Regierung von Oberfranken(Städtebauförderung),von der Oberfrankenstiftung und von der Bayerischen Landesstiftung.
Turm
Baugeschichtlich wird der Turm erstmals 1424 erwähnt. Während der Fürstbischöflichen Nutzung wurde der Turm im Jahr 1619 um das Achtortgeschoss erhöht und das ehemalige Pyramidendach durch die heute noch vorhandene Welsche Haube ersetzt.
Bei der Sanierung wurde neben der Statischen Instandsetzung der Holzkonstruktion auch eine Abreicherung der Holzschutzmittelbelastung durchgeführt. Holzverschalung, Verblechungen und Schieferdeckung wurden erneuert. Im Achtortgeschoss und im Geschoss der Welschen Haube (Zwiebel) wurden alle acht Fenster geöffnet und geben den Blick über die Dächer der Altstadt von Bamberg frei. Die Welsche Haube besitz eine Laterne, welche wiederum durch eine Zierspitze mit hochovaler Kugel und Wetterfahne bekrönt ist. Die Einzelteile der Turmspitze wurden statisch ertüchtigt und restauriert sowie mit Blattgold vergoldet. In die Lagerung der Wetterfahne wurden kugelgelagerte Druck- und Gleitlager eingesetzt.
Bei der Turmbekrönung wird der hochovalen Kugel der Turmspitze eine Zeitkapsel mit aktuellen Informationen und Dokumenten eingesetzt. Nach Fertigstellung der Baumaßnahme wird ein Dachstrahler die Turmbekrönung sensibel in Szene setzen. Nach Fertigstellung soll der Turm auch weiterhin der Öffentlichkeit im Rahmen von kleinen geführten Gruppen zugänglich gemacht werden.
Barockflügel
Zum Jahreswechsel 2023/2024 wurde auch mit der Sanierung des Barockflügels begonnen. Seit Januar laufen die Rückbauarbeiten im Innenraum und die Demontage der veralteten Haustechnikinstallation. Ein Spezialtiefbau soll die instabilen Fundamente sichern und ergänzen. Das Projekt hat ein Volumen von 9,8 Millionen Euro.
Freianlagen
Auch die Innenhöfe der Anlage sollen neugestaltet werden. Dieses Projekt mit prognostizierten Kosten von 3,2 Millionen Euro befindet sich in der fortgeschrittenen Planungsphase.
Und zum Abschluss noch ein paar Fotos vom Turm aus